Ein Kompetenzzentrum für den Kundenverkehr, ein Veranstaltungs- sowie ein Verwaltungsgebäude werden in diesem Neubau vereint. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gastronomiebereich in Form eines Food Market Courts. Dieser Bereich soll ein urbaner Treffpunkt für MitarbeiterInnen, KundInnen der Raiffeisenbank als auch für BesucherInnen sein.
Der „raiffeisen corner“ wurde am 08. Juni 2022 feierlich im kleinen Rahmen eröffnet; das Grand Opening fand am 10. Juni 2022 mit einem Tag der offenen Tür und vielen Highlights statt. Mit ihrer neuen Zentrale will die Raiffeisenbank St. Pölten eGen ein wichtiges Zeichen für die Region setzen.
Den MitarbeiterInnen im Filial- als auch im Verwaltungsbereich stehen moderne Arbeitsplätze zur Verfügung. Im Verwaltungsbereich ist der Büroarbeitsplatz nicht mehr sitzplatzgebunden – d.h. die MitarbeiterInnen können einen freien Arbeitsplatz wählen und melden sich mittels QR-Codes am Schreibtisch ins System an. Die Tische können per Knopfdruck ergonomisch angepasst werden. Auch die Haustechnik dahinter ist darauf abgestimmt. So wird zum Beispiel im Lüftungskanal der Abluft die CO2 Konzentration gemessen – steigt dieser Wert, wird die Luftmenge automatisch erhöht.
Beheizt und gekühlt wird das Gebäude über eine Sole Wasser-Wärmepumpe und 28 Tiefensonden, die jeweils 150 m in die Tiefe reichen (Vertikalkollektoren) und thermisch verpresst wurden. Dadurch kann ein Großteil der Gebäudekühlung passiv erfolgen – d.h. nur das durch die Tiefensonden zirkulierende Wasser kühlt den gesamten Komplex. An heißen Sommertagen wird die reversible Wärmepumpe zur Kältemaschine und sorgt für angenehme Raumtemperaturen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurden die Tiefenbohrungen unter der Bodenplatte im 2. UG durchgeführt, sodass keine zusätzlichen Flächen beansprucht werden mussten. Die Wärmeabgabe sowie die Abführung von Wärme (Raumkühlung) aus dem Gebäude erfolgt größtenteils über Bauteilaktivierung und Unterflurkonvektoren. Herzstück der Anlage ist eine prädiktive Regelung des Gebäudes die Wetterprognosen berücksichtigt, äußerst effizient arbeitet und Energie spart. Eine herkömmliche Split-Klimaanlage, die sehr oft als unbehaglich empfunden wird (Zugluft), gibt es im gesamten Gebäude nicht! Auf dem Dach befindet sich außerdem eine Photovoltaikanlage, die den Strom u.a für die Wärmepumpe vor Ort erzeugt.
Tragwerksplanung:
Das Gebäude besteht aus 2 Untergeschossen, 1 Erdgeschoss sowie 4 Obergeschossen und wurde aus Stahlbeton errichtet. Neben den aussteifenden Stiegenhauskernen erfolgt die vertikale Lastableitung hauptsächlich über Schleuderbetonstützen in Sichtbetonqualität.
Eine statische Herausforderung stellte die Konzeption des im Erdgeschoss gelegenen Veranstaltungsraumes, mit einer Spannweite von ca. 14 m dar. Dem Wunsch, die Deckenstärke von 25 cm nicht zu erhöhen, wurde durch die Anordnung eines raumhohen Fachwerks im darüberliegenden Geschoss entsprochen, das die Gebäudelasten abfängt und in die angrenzenden Stützen und Wände ableitet.
Brandschutz:
Um dem Raumkonzept eines offenen und lebendigen Ortes gerecht zu werden, wurde auch das Brandschutzkonzept entsprechend an die Anforderungen des Gebäudes angepasst. Das alle Geschosse erschließende Treppenhaus ist im Erdgeschoss über einen großzügigen offenen Durchgang einerseits mit der Gastronomie und einem Veranstaltungsraum und andererseits mit der Bankfiliale verbunden. Um dennoch im Bedarfsfall den notwendigen Raumabschluss für das Fluchttreppenhaus erreichen zu können, wurde links und rechts des Treppenhauses je ein großer Brandschutzvorhang installiert, der im Ruhezustand in der abgehängten Decke des Foyerbereichs verborgen ist.
In Verbindung mit einer Brandmeldeanlage, welche das ganze Gebäude überwacht und rauchdichten Türen zum Treppenhaus ist der “raiffeisen corner“ ein Beispiel für die Umsetzung eines modernen Sicherheits- und Brandschutzkonzepts in einem bewusst offenen und transparent gestalteten Gebäude.
„Für Geothermie ist in der Stadt kein Platz.“ Diese Aussage hören wir oft – besonders bei Bauprojekten im innerstädtischen Bereich. Wir denken weiter, analysieren genau – und finden Lösungen, wo andere schon abwinken.
Beim Neubau der hybriden Bankzentrale in St. Pölten haben wir unter der Bodenplatte der zweigeschossigen Tiefgarage 28 Tiefensonden mit einer Gesamtlänge von 4.200 Metern untergebracht. In Kombination mit einer modernen Wärmepumpe versorgen sie das gesamte Gebäude nachhaltig mit Heiz- und Kühlenergie – ganz ohne zusätzlichen Flächenbedarf, den für uns als erfahrene PlanerInnen gilt: Herausforderungen sind dazu da, gelöst zu werden.