Am 30. September 2019 wurde das Justizgebäude in Salzburg für seine herausragende Sanierung und Erweiterung mit dem Staatspreis „Architektur und Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Dieses prestigeträchtige Projekt wurde vom renommierten Architekturbüro Franz und Sue ZT GmbH geplant und durch die Bauherrenschaft BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. realisiert. Unser Team war bei diesem herausragenden Projekt für die Umsetzung der Tragwerksplanung und Bauphysik verantwortlich.

Besonders bemerkenswert: Erstmals in Österreich wurde ein denkmalgeschütztes Bundesgebäude im Rahmen einer Sanierung mit klimaaktiv Gold ausgezeichnet. Auch der Neubau konnte mit einer Bewertung von klimaaktiv Silber Maßstäbe für nachhaltiges Bauen setzen.

Historisches Erbe trifft auf moderne Anforderungen

Das Justizzentrum Salzburg ist ein denkmalgeschütztes Gebäude, in dem das Bezirksgericht, das Landesgericht und eine Haftanstalt untergebracht ist. Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche Bauwerksteile ergänzt, die im Zuge der Sanierung wieder entfernt wurden, um den ursprünglichen Zustand der historischen Bausubstanz wiederherzustellen.

Im neu geschaffenen Innenhof des Gebäudes entstand ein innovativer fünfgeschossiger Büro- und Verwaltungsbau in Y-Form, ergänzt durch ein unterirdisches Archiv. Diese neue Struktur verbindet moderne Architektur und nachhaltige Bauweise mit den Anforderungen am ein zeitgemäßes Justizzentrum.

Altbau

Der denkmalgeschützte Bestand wurde durch lokale Abbrüche und Teilentkernungen mit neuen Strukturen ergänzt und der vorgefundene Bestand ertüchtigt, um den Anforderungen der aktuellen Bauordnungen zu entsprechen. Besondere Herausforderungen waren die Sicherung der Bauzustände, die Gewährleistung des Brandschutzes und die Akustik in den Gerichtssälen.

Neubau

Für die Herstellung des unterirdischen Archivs war es notwendig, die Fundamente des Bestandsgebäudes mit bis zu 10 m tiefen und verankerten DSV-Säulen zu unterfangen. Die erdberührenden neuen Bauteile des Archives wurden mit Bentonitmatten als sogenannte “Braune Wanne“ gegen drückendes Wasser abgedichtet.

Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiger Durchgang zwischen den Höfen. Der 4-geschossige Neubau überspannt hier eine Weite bis zu 14 m. Entlang der Fassade wurden daher an den Deckenrändern Stahleinbauteile mit Stahlzugstäben eingebaut. Diese leiten die Lasten in die auf dem Dach befindlichen Hauptträger ein. Von dort werden die Rückhängelasten über die Wände und Stützen in die Fundierung abgleitet. Bei den Verformungsberechnungen des Gesamtsystems musste die vorgehängte Glasfassade berücksichtigt werden. Aufgrund der langfristig zu erwartenden Durchbiegungen wurde dieser Berechnung besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Bauphysik

Für das unter Denkmalschutz stehende Bestandsgebäude wurde im Energieausweis die Klasse C erreicht. Aufgrund des Denkmalschutzes beschränken sich die thermischen Maßnahmen auf die Dämmung der neu errichteten Bodenplatte und der sanierten bzw. neu errichteten Decke zum Dachraum sowie die Sanierung und Abdichtung der historischen Kastenfenster

Bei den Neubauten steht eine energetisch hochwertige Gebäudehülle im Planungsfokus. So wird für das Y-förmige Bürogebäude und den Erweiterungsbau die Energieklasse „B“ erreicht. Besonders anspruchsvoll war die akustische Auslegung der Verhandlungsräume und Büros.

Factbox

Unser Beitrag: Tragwerksplanung, Bauphysik, Baustellenkoordination

Architektur: Franz und Sue ZT GmbH

Auftraggeber: Franz und Sue ZT GmbH

Fotos: © Lukas Schaller